Drei Sprechblasen mit den Inhalten: "bzw.", "etc." und "z.B.". Um die Sprechblasen sind Fragezeichen.

MfG, etc., usw.: Wie mache ich meine Abkürzungen barrierefrei?

geschrieben von
Lisa Huber
veröffentlicht

I.d.R. sind Abk. nicht barrierefrei - z.T. versteht man sie zwar, u.U. benötigt es aber Erklärungen... Diese Barriere lässt sich mittlerweile aber technisch lösen – und zwar schnell und unkompliziert.

Die gute Nachricht vorweg: 

Nicht jede Abkürzung muss zwangsläufig aufgelöst werden. Manches ist uns so geläufig, dass vermutlich jede*r etwas damit anfangen kann. Das Auflösen von Abkürzungen ist außerdem nicht Teil des PDF/UA-Standards, sondern betrifft den Standard WCAG AAA, die höchste Stufe von Digitaler Barrierefreiheit. Für dich und dein Unternehmen bedeutet das: Wird lediglich WCAG AA und nicht AAA verlangt, bist du nicht verpflichtet, dich mit Abkürzungen zu beschäftigen. 
Wir bei axes4 setzen uns aber für das Prinzip „equal acess for everyone“ ein (gleicher Zugang für alle) - das heißt, egal, ob es nun zu dem gewünschten Standard gehört: Wir möchten immer den bestmöglichen Zugang zu den Inhalten für alle schaffen.

Deshalb erläutern wir in diesem Artikel, an welchen Stellen es sinnvoll ist, auf sogenannte Erweiterungstexte zurückzugreifen, um Abkürzungen zu erläuter. Mit axesPDF ist das ganz ohne großen technischen Aufwand möglich. 

Arten von Abkürzungen: 

In einem Artikel von BIT/BITV wird zwischen diesen Arten unterschieden: 

  • Abkürzungen der Schriftsprache
  • Abkürzungen der Alltagssprache
  • Abkürzungen fremder Fachgebiete
  • Abkürzungen für Organisationen oder Verordnungen

Abkürzungen der Alltagssprache betreffen Begriffe, bei denen wir fast ausnahmelos die Abkürzung verwenden. In diesen Fällen hat die Abkürzung den vollständigen Begriff ersetzt –beispielsweise weiß heute kaum jemand mehr, dass „CD“ für Compact Disc steht. Auch wenn wir über PDF-Barrierefreiheit sprechen, ist oftmals nicht mehr wichtig, dass es sich bei einem PDF ausgeschrieben um ein „Portable Document Format“ handelt. 

Bei Schriftsprachen gibt es ebenfalls einige Abkürzungen, die allgemein bekannt sind wie „z.B.“ (zum Beispiel) oder „Nr.“ (Nummer). Andere Abkürzungen, die schwieriger zu erschließen sind oder nur selten vorkommen (wie id./ ea. – idem/ eadem) können für Menschen mit Leseproblemen eine Hürde darstellen. Screenreader lösen bekannte Abkürzungen der Schriftsprachen meistens oftmals selbstständig auf. Bei seltener verwendeten oder mehrdeutigen Abkürzungen kann diese Funktion aber an ihre Grenzen kommen. 

Verwandt mit der Schriftsprache sind auch diese Abkürzungsarten: Abkürzungen aus fremden Fachgebieten und Abkürzungen für Organisationen oder Verordnungen. Denn in der Schriftsprache finden sich manche seltene Abkürzungen, die ganz klar aus bestimmten Kontexten stammen, wie beispielweise CSS ("Cascading Style Sheets" aus der Informatik) oder FCKW ("Fluorchlorkohlenwasserstoffe" aus der Chemie). Die Herausforderung bei Benennung von Organisationen ist sehr ähnlich. Wer mit der „NATO“ oder "BMW" gemeint ist, dürfte bekannt sein; anders aber bei Abkürzungen für Nischen-Organisationen: Je nach Level der Lesenden, könnten die zu Unverständnis führen. 

Pro-Tipp: Keine Alleingänge   

Fast immer ergibt es Sinn sich ganz konkret zu fragen: Wer liest den Text und was kann vorausgesetzt werden? In welchem Kontext bewegen wir uns? Und ebenfalls: Welchen Mehrwert bringt es, die Abkürzung aufzulösen und die Bedeutung zu erläutern? Immer oder nur bei der Erstnennung? Macht es einen großen Unterschied für die Textlänge, generell auf Abkürzungen zu verzichten? Hier kann es durchaus verschiedene Positionen geben. Diese Fragen sollten deshalb vorab redaktionell besprochen werden. 

Erweiterungstext oder Abkürzungsverzeichnis?

„Gleicher Zugang für alle“ bedeutet zunächst, dass dieser Zugang ermöglicht wird. Ob die Leser*innen ihn in Anspruch nehmen, ist eine andere Geschichte. Gerade bei Abkürzungen, bei denen unklar ist, inwiefern sie vertraut und verbreitet sind, macht es Sinn mit einem „Erweiterungstext“ zu arbeiten. 
Hierbei handelt es sich um eine zusätzliche, für sehende Nutzer*innen „unsichtbare“ Information, die in der Dokumentstruktur hinterlegt ist. Die Information wird dann vom Screenreader oder anderen assistiven Technologien wiedergegeben, kann aber bei Bedarf auch übersprungen werden. Es ist oft bereits ausreichend, bei der Erstnennung einen Erweiterungstext zu verwenden. Zu viele (sich wiederholende) Erweiterungstexte erschweren möglicherweise auch den Lesefluss. 

Vor allem wenn die ausgeschrieben Variante nicht geläufig ist und man noch einen Satz zur Erklärung braucht, eignet sich der Erweiterungstext. Der Erweiterungstext bei dem EAA könnte lauten: „European Accessibilty Act: Eine Richtlinie der europäischen Union, die sich mit digitaler Barrierefreiheit befasst.“ Oder einfach nur: „European Accessibilty Act“. 

Übrigens: Der Erweiterungstext lässt sich bei axesPDF ganz einfach unter dem Menü: „Eigenschaften – Allgemein“ einfügen oder editieren. 

Screenshot aus axesPDF. Eigenschaften: Allgemein: Erweiterungstext (European Accessibility Act: Eine Richtlinie der Europäischen Union, die sich mit digitaler Barrierefreiheit befasst.
Abbildung 1: Screenshot aus axesPDF. Eigenschaften: Erweiterungstext

Zulässig nach den derzeitigen Barrierefreiheitsbestimmungen ist auch das Erstellen eines Abkürzungsverzeichnis. Was sinnvoller ist und weniger Aufwand bedeutet, sollte bei jedem Text neu überlegt werden.  

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