Kurz & gut: Was ist Ableismus?
Erst in den letzten Jahren hat die Diskussion auch hier in Europa richtig Fahrt aufgenommen: Der richtige Umgang mit Menschen mit Behinderung. Der Begriff „Ableismus“ fällt bei Debatten immer wieder. Wir erklären hier, was es mit dem Begriff und der Thematik auf sich hat.
Was ist Ableismus?
Der Begriff kommt aus dem Englischen (ableism) und wird deshalb manchmal auch so ausgesprochen („Äible- ismus“). „Able“ meint „etwas können/ zu etwas fähig sein“, die Wortendung „– ismus“ rückt den Ableismus in die Nähe von anderen Diskriminierungsformen wie Sexismus oder Rassismus. Aufgrund von den körperlichen oder geistigen Eigenschaften einer Person wird angenommen, dass sie zu etwas in der Lage ist oder, im umgekehrten Fall, etwas nicht leisten kann. Betroffene werden auf ihren Körper reduziert - wie andere Personen auf ihr Geschlecht oder auf ihre Herkunft.
Manchmal wird Ableismus auch als Synonym für „Behindertenfeindlichkeit“ verwendet. Das trifft allerdings nicht ganz zu, denn es geht nicht rein um Feindlichkeit. Ableismus meint vielmehr ein Wertesystem, bei der nur die Leistungsfähigkeit eines Menschen im Fokus steht. Es wird von einer Norm oder einem Konzept von Normalität ausgegangen. Dazu gehört zum Beispiel: Sehen können, hören können, gehen können. Alles, was von dieser Norm abweicht, wird gesellschaftlich als „nicht“ oder „weniger" leistungsfähig angesehen. Dass es auch andere Möglichkeiten und Optionen gibt? Ableistisch denkende Menschen - das sind die meisten von uns, die in diesem System aufgewachsen sind - fällt es schwer, das zu begreifen. Dadurch kommt es sehr häufig zu aufwertenden und abwertenden Ableismus.
Beispiele für Ableismus
Man kann zwischen abwertenden und aufwertenden Ableismus unterscheiden. Aufwertender Ableismus ist schwieriger zu erkennen. Doch er entspringt dem gleichen Hintergrund und kann sich für die betroffene Person genauso verletzend anfühlen.
Bei aufwertenden Ableismus wird eine Person dafür gelobt, dass sie etwas kann, OBWOHL sie eine körperliche oder geistige Einschränkung hat. Zum Beispiel: „,Maximiliane Musterfrau hat den Artikel geschrieben, obwohl sie blind ist? Das wusste ich nicht, finde ich aber bewundernswert.“ – Dabei könnte man in dieser Situation Maximiliane auch einfach dafür loben, dass sie einen gelungenen Artikel geschrieben hat. Ihre Einschränkung spielt hier keine Rolle.
Abwertender Ableismus begegnet Menschen mit Behinderungen ebenfalls häufig in der Arbeitswelt. So wird unter anderem in der IT-Branche angenommen, dass Betroffene nicht mit PCs umgehen können, WEIL sie eine Sehbehinderung haben. Dass Digitale Barrierefreiheit in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht hat und es noch mehr Möglichkeiten gibt, Barrieren abzubauen (etwa bei PDF-Dokumenten) und Menschen mit Behinderungen genauso effektiv arbeiten können… das wird in diesen Überlegungen und Vorannahmen häufig nicht miteinbezogen.
Und jetzt?
Ableismus ist fest in der Gesellschaft verwurzelt. Und wie immer, wenn etwas in unserem System nicht richtig funktioniert, hilft es in erster Linie: Betroffenen zuzuhören, darüber zu sprechen, reflektieren – um es in Zukunft besser zu machen. Das versuchen wir auch bei axes4.
Interessiert sie, was generell hinter dem Begriff „Barrierefreiheit“ steckt und welche Barrieren Betroffene in der digitalen Welt begegnen? Dann lesen Sie gerne den ersten Teil dieser Serie:
Link zu: https://www.axes4.com/de/blog/post/2022/was-bedeutet-barrierefreiheit