Im Fokus: Quality Check 2 – Artefakt im Hauptteil der Seite
Artefakte werden von assistiven Technologien nicht wiedergegeben. Wenn ein Text also fälschlicherweise als Artefakt gekennzeichnet ist, ist der Inhalt nicht für alle Menschen zugänglich. Wir erklären heute alles rund um den Quality Check zum Artefakt im Hauptteil der Seite.
Zur Artikelreihe
In unserer Artikelreihe zu den Quality Checks von PAC 2024 (PDF Accessibility Checker) geht es heute um die Qualitätsprüfung von Artefakten im Hauptteil der Seite. Wir erklären euch, was der Quality Check genau prüft, wie ihr die Warnung korrigieren könnt, welche Richtlinien hinter dem Check stehen und vieles mehr – damit ihr eure PDFs mit Hilfe der Quality Checks in Zukunft ganz einfach und schnell barrierefrei machen könnt.
1. Wie lautet die genaue Fehlermeldung?
Der zweite Quality Check spricht eine Warnung aus, wenn im Hauptteil der Seite Text vorhanden ist, der als Artefakt markiert wurde. Im Detailbericht in PAC lautet die genaue Fehlermeldung: „Textelement ist nicht getaggt“.
2. Wie sollten wir das Ergebnis verstehen, wenn der Check nicht bestanden ist?
Die Qualitätsprüfungen in PAC sprechen immer eine Warnung aus. Das bedeutet, die Autor*innen müssen bei Warnungen selbst überprüfen, ob es sich dabei wirklich um einen Fehler handelt. Bei diesem Quality Check muss also überprüft werden, ob es im Hauptteil der Seite Text gibt, der fälschlicherweise nicht als Text getagged, sondern artefaktet wurde.
3. Was prüft der Check genau?
Der Hauptteil der Seite wird auf Text untersucht, der als Artefakt markiert wurde. Der Check gibt nur eine Warnung aus, wenn sich der artefaktete Text auf der Hauptseite befindet. Befindet sich artefakteter Text in der Kopf- oder Fußzeile der Seite, wird von PAC keine Warnung ausgesprochen. Gibt es Inhalte ohne Text, die als Artefakt markiert wurden, gibt der Quality Check ebenfalls keine Warnung aus.
4. Warum ist das wichtig?
Die Anforderungen, aus denen die Quality Checks entwickelt wurden, basieren direkt auf den Standards und Richtlinien zur Barrierefreiheit. Die Checks unterstützen bei der manuellen Prüfung, indem sie auf Anforderungen hinweisen, die von Menschen überprüft werden müssen.
Bezug zu Standards und Richtlinien
- Im ISO-Standard 32000-2:2020 findet sich die zugrundeliegende Richtlinie unter Kapitel 14.8.2.2. Dort wird zwischen realem Inhalt und Artefakt unterschieden. Laut der ISO-Norm darf Inhalt nur als Artefakt gekennzeichnet werden, wenn er nicht wichtig für das Verständnis des Textes ist. In der ISO wird außerdem erklärt, dass Kopf- und Fußzeile kein realer Inhalt sind und deshalb artefaktet werden können. Dementsprechend spricht PAC keine Warnung bei artefaktetem Text in Kopf- und Fußzeile aus.
- Im Tagged PDF Best Practice Guide zur ISO 14289-1 (PDF/UA) wird in Kapitel 3.7 die Relevanz des Quality Checks beschrieben. „A requirement for tagged PDF is to clearly distinguish “real” content from artifacts”, übersetzt: Eine Anforderung an getaggte PDFs ist die klare Unterscheidung zwischen realem Inhalt und Artefakten.
Praktische Auswirkungen, die ein Fehler haben könnte
In jedem barrierefreien PDF wird zwischen realem Inhalt und Artefakten unterschieden. Realer Inhalt ist alles, was inhaltlich relevant ist und Teil des Strukturbaum sein muss. Realer Inhalt muss passend getagged werden, damit assistive Technologien diesen Inhalt wiedergeben können. Artefakte hingegen sind dekorative Elemente, die inhaltlich nicht relevant für das Verstehen des Dokuments sind und deswegen auch nicht von assistiven Technologien wiedergegeben werden müssen.
Bei Text, der zum Hauptteil eines Dokuments gehört, muss davon ausgegangen werden, dass es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um relevanten Inhalt handelt und dieser deswegen mit angemessenen Tags gekennzeichnet sein sollte.
Wenn wir einen inhaltlich relevanten Textabschnitt fälschlicherweise als Artefakt markieren, dann wird dieser Textabschnitt von assistiven Technologien wie beispielsweise einem Screenreader ignoriert. Das bedeutet, dieser Inhalt ist dann nicht für alle User gleichermaßen zugänglich.
5. Beispiel für einen Fehler
Wir haben ein Dokument vorbereitet, bei dem wir einen Teil des Textes im Hauptteil des Dokuments artefaktet haben. Wenn wir das Dokument mit PAC prüfen, erhalten wir eine Warnung bei den Quality Checks.
Wie lässt sich das im PAC kontrollieren?
Nachdem wir unser Dokument mit PAC überprüft haben, spricht er eine Warnung bei den Quality Checks aus, denn im Reiter „Qualität“ erscheint ein orangenes Dreieck neben dem Check „Artefakt im Hauptteil der Seite“. Durch dieses Ergebnis wissen wir, dass es in unserem Dokument eventuell Inhalte gibt, die fälschlicherweise als Artefakt gekennzeichnet wurden.
Um die genaue Stelle im Dokument zu finden, öffnen wir unten links den Detail-Bericht:
Im Detailbericht wird uns jede Stelle im Hauptteil der Seiten angezeigt, bei der Text als Artefakt gekennzeichnet wurde. Wir sehen also ganz genau, um welche Stelle im Dokument es sich handelt. Jetzt müssen wir entscheiden, ob es sich um realen Inhalt oder tatsächlich doch um ein Artefakt handelt. Wenn wir die Stelle fälschlicherweise als Artefakt gekennzeichnet haben, können wir den Fehler im Anschluss beheben.
6. Wie können wir diesen Fehler beheben?
Um den Fehler zu beheben, können wir in axesPDF die Artefakte entfernen. Dafür öffnen wir unser Dokument mit axesPDF und klicken dann im Reiter „Inhalt“ auf „Artefakte entfernen“. Damit sind alle Artefakte im Dokument entfernt.
Nun müssen wir das Dokument neu taggen. Das ist mit axesPDF leider nicht möglich, kann aber beispielsweise in Acrobat oder einem anderen Tagger gemacht werden.
Weitere Infos:
- Link zur PAC-Ressource: https://pac.pdf-accessibility.org/de/ressourcen/pac-2024-qualitaetspruefungen/artefakt-im-hauptteil-der-seite
- Link zu Teil 1 der Quality Check-Serie: Im Fokus: Quality Check 1 - Gültigkeit des Dokumenttitels - 2024 - Posts - Blog - axes4
- Basisanforderung 3 der Techniken für PDF-Barrierefreiheit. Unterscheidung von realem Inhalt und Artefakten: Techniken für PDF-Barrierefreiheit: Teil 3 - 2023 - Posts - Blog - axes4