7 Kernfehler einer nachhaltigen Umsetzung von digitaler Barrierefreiheit
Markus Erle, Experte für digitale Barrierefreiheit und Geschäftsführer von axes4, hat in einem Vortrag 7 Kernfehler angesprochen, auf die öffentliche Stellen häufig bei der (Nicht-)Umsetzung von digitaler Barrierefreiheit stoßen.
Es gibt nach wie vor große Defizite in der Barrierefreiheit in der öffentlichen Verwaltung, und das obwohl die EU den barrierefreien Zugang zu Websites und mobilen Anwendungen öffentlicher Stellen vorschreibt. Wir haben die 7 Kernfehler hier zusammengefasst:
1. Falsches Verständnis von IT
Für die digitale Barrierefreiheit gilt es die Grundregeln guter Software zu berücksichtigen und von Beginn an gründlich zu arbeiten. Es ist ein aufwendiger Prozess, wenn Software im Nachhinein barrierefrei umgebaut werden muss. Idealerweise sollte nicht nur das Ergebnis (also die Dokumente oder die Websites) barrierefrei sein, sondern auch die Autorenwerkzeuge selbst.
2. Standards verwässern oder gar ignorieren
Man kennt diesen nervigen Moment, wenn man im Ausland die Steckdosen nicht benutzen kann. Standards sollen helfen dieses Problem zu beheben. Dasselbe gilt auch in der Umsetzung von Barrierefreiheit: die Richtlinien sollen die Umsetzung und Benutzung vereinfachen. Wenn man sich nicht an die Vorgaben hält, ist das Produkt unter Umständen sogar schlechter zugänglich als zuvor.
3. Abwarten und Aussitzen
Obwohl die Barrierefreiheit in der öffentlich Verwaltung gesetzlich vorgeschrieben ist, warten viele Behörden mit der Umsetzung – noch hat sich ja keiner beschwert! Fangen Sie jetzt an sich Schritt für Schritt darum zu kümmern, damit das Thema schlussendlich nicht zu einer unüberwindbaren Hürde wird.
4. Marktparalyse durch Henne-Ei-Problem
Die Beschaffung in der öffentlichen Verwaltung ist ein aufwendiger Prozess. Eigentlich müsste barrierefreie Software bevorzugt behandelt werden, doch aus Angst vor unzureichenden Angeboten wird dieses Kriterium oft ausgeklammert. Eine gesunde Weiterentwicklung des Marktes wird dadurch verhindert.
5. Ausgangspunkt und Ziel sind unbekannt
Wie viele Dokumente stellen Sie auf Ihrer Webseite zur Verfügung? Sind diese barrierefrei zugänglich oder nicht? Diese Fakten sollten bekannt sein, um auf Grundlage dessen einen passenden Plan zu formulieren um dem Ziel der Barrierefreiheit näher zu kommen.
6. Keiner, der das Zepter in der Hand hat
Obwohl es immer häufiger Beauftragte für Barrierefreiheit gibt, haben diese oft keine Durchsetzungsmacht, kein Budget oder werden nicht automatisch in den Prozess mit eingebunden. Es braucht mehr Verantwortung für Barrierefreiheit, die von oben kommt und fester Bestandteil des Prozesses ist.
7. Es gibt nicht diese eine Lösung
Software oder Künstliche Intelligenz allein sind leider nicht die Lösung für einen allumfassenden barrierefreien Auftritt. In der Umsetzung spielen viele Faktoren eine Rolle, die gesondert betrachtet und angegangen werden müssen. Wir helfen gerne, den passenden Fahrplan für Ihr Vorhaben zu erstellen!
Goldene Regel: Den echten User-Nutzen im Blick haben. Leider passiert es häufig, dass Barrierefreiheit nur unzureichend umgesetzt wird, z.B. werden zwar die technischen Standards erfüllt, aber die Usability außen vor gelassen wird. Es gilt im Auge zu behalten, wer das Produkt im Endeffekt nutzen soll.
Die ausführliche Präsentation sowie die Aufzeichnung des Vortrages können unter folgendem Link eingesehen werden: https://netzwerk-rechtsetzung-buerokratieabbau.de/veranstaltung/brownbag-seminarreihe-zur-digitalisierung-der-verwaltung.html