Mehrere Puzzleteile, die ineinander greifen. Drei der Puzzleteile sind grau. Auf ihnen sind unterschiedliche Symbole: Mehrere Menschen, Zahnräder, Diagramm mit Tendenz steigend. Ein Puzzleteil ist grün. Auf diesem ist das Symbol für digitale Barrierefreiheit.

Die TU Chemnitz auf dem Weg zur Digitalen Barrierefreiheit

geschrieben von
Lisa Huber
veröffentlicht

Eine Flut an Dokumenten und kein Ende in Sicht? Das Beispiel der TU Chemnitz dient als Hoffnungsschimmer, der zeigt, wie PDF-Barrierefreiheit und somit die Möglichkeit zur Teilhabe aller Menschen gelingen kann.

Der Anfang der Reise:  

Für die Technische Universität Chemnitz war der Startpunkt das Jahr 2017, als der universitäre Aktionsplan „Die TU Chemnitz auf dem Weg zur inklusiven Hochschule“ veröffentlicht wurde, gefördert durch Sondermittel des Bundesland Sachsen. Formuliert wurden verschiedene Gestaltungsfelder, unter anderem das Schaffen von „Kommunikativer und informativer Barrierefreiheit“. 

Mit den vereinbarten Zielen war der erste Schritt eine tiefergehende Bestandsanalyse: Wie viele Studierende waren von dem Aktionsplan betroffen? Wie viele Lehrende mussten mitgedacht werden? Welche Aspekte waren bereits barrierefrei und wo musste nachgebessert werden? 

Vor allem der Medien-Dschungel stellte eine große Herausforderung dar. Da die TU Chemnitz eine moderne Universität ist, gab es kaum ein Medium oder Format, das man auf der Uni-Website nicht hätte finden können. Und all diese Inhalte mussten jetzt barrierefrei gestaltet werden: In etwa 25 000 Websites, Videos, Podcasts waren betroffen - und besonders kritisch: Ein riesiger Berg an PDF-Dokumenten. 

Mittel und Wege: 

Ein konkretes Beispiel: Die Vorlesungen werden meist zusätzlich als PDF-Skripte hochgeladen, um sie den Studierenden zugänglich zu machen. Betroffen von der Reform waren bei der TU Chemnitz daher nicht nur die Verwaltung, sondern auch jeder einzelne Lehrende. Uwe Dombeck, Zentraler Koordinator für digitale Barrierefreiheit, schildert eine sehr alltägliche Gesprächssituation:

Herr Dombeck: "Könnten Sie Ihr PDF noch barrierefrei gestalten?"
Professor X: "Wie lange dauert das denn in etwa? ... So lange?! Könnten Sie das nicht für mich erledigen? "
Herr Dombeck: "Ich kann Ihnen zeigen, wie es geht.“ 

Es waren zwei Strategien, die im Aktionsplan „Die TU Chemnitz auf dem Weg zur inklusiven Hochschule“ erfolgreich verfolgt wurden: 

Zum einen wurden Schulungen für Mitarbeiter*innen und Web-Autor*innen konzipiert und umgesetzt. Ein virtuelles Netzwerk und eine wöchentliche Barrierefreiheits-Sprechstunde sind Zusatzangebote und stellten sich als gute Idee heraus. Beides wird bis heute häufig in Anspruch genommen. 

Zum anderen wurde in der Web-Infrastruktur mit neuer Software und Applikationen nachgeholfen. Teilweise wurde auf eigene, von der TU Chemnitz entwickelte Software, zurückgegriffen, teilweise wird bis heute Software von Anbietern wie Adobe und axes4 genutzt. Vor allem das Microsoft Word-Add-In axesWord ist durch den geringen Nachbereitungsaufwand zu einem beliebten Werkzeug bei der Erstellung barrierefreier PDF geworden. Immer wieder kommt von Mitarbeitenden die Frage, ob noch Lizenzen vorhanden sind. Laut Uwe Dombeck arbeiten seine Kolleg*innen gut und gerne damit.

Uwe Dombeck, Technische Universität Chemnitz
Vor allem das Microsoft Word-Add-In axesWord ist durch den geringen Nachbereitungsaufwand zu einem beliebten Werkzeug bei der Erstellung barrierefreier PDF geworden. 

Ziel erreicht? 

Digitale Barrierefreiheit und PDF-Barrierefreiheit sind ein Prozess. Ein Prozess, der auch an der TU Chemnitz noch nicht abgeschlossen ist - im Gegensatz zu anderen Unternehmen und Institutionen ist die Digitale Barrierefreiheit hier jedoch schon weit fortgeschritten. Erfreulicherweise kann universitätsweit eine größere Sensibilität wahrgenommen werden. Immer mehr Mitarbeiter*innen realisieren die Wichtigkeit des Themas Digitale Barrierefreiheit und dessen Auswirkungen, die Sprechstunden und Schulungen sind sehr gefragt. Manche Strukturbereiche unterziehen sich seit letztem Jahr auch freiwilligen Prüfungen. Fehler werden danach zügig beseitigt und Barrieren abgebaut, oft mithilfe von einschlägiger Software.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Es braucht Menschen, die bereit sind, die eigenen Strukturen und Gewohnheiten zu ändern, um etwas zu bewegen. Wenn das der Fall ist, hilft Software wie axesWord, dass Digitale Barrierefreiheit keine theoretische Idee mehr ist, sondern auch in der Praxis realisierbar ist. 

Der Use Case wurde an unserem axes4 Day in einem Vortrag von Uwe Dombeck vorgestellt. 

Seine Powerpoint-Präsentation können sie hier finden: axes4 Day 2022: Vorträge jetzt als barrierefreie PDFs verfügbar. 

Ein Interview mit Uwe Dombeck gibt es außerdem hier auf unserem Blog: Uwe Dombeck, was sind Ihre Erfahrungen zur digitalen Barrierefreiheit an der TU Chemnitz?

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