Links und rechts: Graue und grüne Puzzleteile, die ineinander stecken. In der Mitte: Symbol einer Uni und folgender Text: Technische Universität Chemnitz, 1 Jahr später

1 Jahr später: TU Chemnitz und die digitale Barrierefreiheit

Miriam dos Santos Coelho
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Miriam dos Santos Coelho
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Schon vor einem Jahr war die TU Chemnitz dank eines Aktionsplans Vorreiter der digitalen Barrierefreiheit der Universitäten. Wie ist es in der Zwischenzeit weitergegangen?

Was bisher geschah

Wie die TU Chemnitz digitale Barrierefreiheit in den Universitätsalltag implementiert und was dabei gut funktioniert, hat der Zentrale Webkoordinator für Digitale Barrierefreiheit uns in einem Interview vor einem Jahr erzählt. Außerdem hat er den damaligen Status quo beim axes4 Day 2022 vorgestellt und hat realistische Einschätzungen zum Thema gegeben. 

Ein Jahr ist nun vergangen und wir wollten wissen: Wie hat sich die TU Chemnitz in Bezug auf digitale Barrierefreiheit weiterentwickelt? Uwe Dombeck gibt uns in einem Interview einen Einblick.

Was ist in der Zwischenzeit passiert? Gab es Fortschritte oder nennenswerte Rückschläge?

In den letzten 12 Monaten konnten wir weiter an unserer Strategie zum Beseitigen von digitalen Barrieren arbeiten. So haben wir beispielsweise unser Schulungsangebot vergrößert und bieten nun auch Schulungen zur Untertitelung von Videos bzw. Erstellung von PDF-Formularen mit an. Wir haben unsere Checklisten und die Vorlagen weiter optimiert und arbeiten permanent daran, laufende Prozesse so umzugestalten, dass diese einfach zu bedienen sind und anschließend barrierefreie Dokumente daraus resultieren. Persönlich konnte ich mich als erster Ansprechpartner bei Problemen zur digitalen Barrierefreiheit weiter etablieren. Immer wieder werden wir als Best-Practice-Beispiel von anderen Einrichtungen eingeladen, um von unserer Strategie zu berichten.

Rückschläge? Leider kommt es doch immer wieder zu einzelnen Rückmeldungen bzw. Rückfragen, welche verdeutlichen, dass noch nicht alle den Nutzen bzw. den Sinn einer digitalen Barrierefreiheit sehen. Hier versuchen wir immer mit Beispielen aus dem Arbeitsalltag bzw. dem Unileben zu argumentieren. Besonders innerhalb der Schulungen zur Erstellung barrierefreien PDF-Dokumente wird immer wieder deutlich, dass der Aufwand dafür immer als zu gering eingeschätzt wird. Erst nach Erlernen der benötigen Schritte wird klar, dass hierbei viel Zeit investiert werden muss. Grundsätzlich erhalten wir dann im Bereich barrierefreier Dokumente häufig die Rückmeldung, dass dafür Kapazitäten fehlen und die Anforderungen als sehr komplex wahrgenommen werden.

Was ist das Ziel für die nächsten 12 Monate?

Neben dem dauerhaften Ziel digitale Barrieren zu beseitigen und keine neuen Probleme entstehen zu lassen, muss auch in den nächsten 12 Monaten viel Energie in die Sensibilisierung der Mitarbeiter*innen investiert werden. Hierbei muss an bestehende Mitarbeiter*innen, aber auch immer an neue Angestellte gedacht werden, welche keinerlei Vorwissen zum Thema besitzen - die typische Fluktuation an Universitäten. 

Wir würden gern unseren Support zum Thema weiter ausbauen und vor allem mehr Abläufe automatisieren, um so die Erzeugung von zusätzlichen Barrieren ausschließen. Hierbei haben wir bereits viele gute Ideen, womit diese Ziele erreicht werden können.

Wie ist die Stimmung bei der TU Chemnitz bezogen auf digitale Barrierefreiheit?

Hier gibt es leider immer noch zwei verschiedene Lager. Das deutlich größere Lager weiß genau wie groß der Nutzen eines barrierefreien Auftrittes ist und befürwortet bzw. unterstützt uns komplett. Das zweite, immer kleiner werdende Lager hinterfragt uns immer wieder in unseren Aktivitäten und wir müssen uns dafür regelmäßig verteidigen und rechtfertigen. Aber auch hier muss man die Verteidigungsaktivitäten als Werkzeug zur Sensibilisierung sehen und kann so demonstrieren, welche große Rolle die digitale Barrierefreiheit spielt und zukünftig spielen wird. Persönlich fühle ich mich sehr wohl im Thema und wir sind stolz, mit unserem kleinen Team schon so viel geschafft zu haben.

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