Statistik Austria auf dem Weg zur Digitalen Barrierefreiheit
Eine Flut an Dokumenten und kein Ende in Sicht? Statistik Austria stand vor genau dieser Herausforderung. Ein kleiner Hoffnungsschimmer, dass PDF-Barrierefreiheit gelingen kann - für alle, die vor der gleichen Aufgabe stehen.
Der Anfang der Reise:
Statistik Austria als Nationales Statistisches Institut (NSI) ist für die große Mehrheit von Europa- und Bundesstatistiken verantwortlich, die in Österreich erstellt werden. Es arbeiten ca. 800 Mitarbeiter*innen bei Statistik Austria, die regelmäßig zur Veröffentlichung bestimmter Statistiken verpflichtet ist. Die Statistiken liegen entweder als Web-Publikation oder in Form von Printpublikationen vor, die alle Interessierten herunterladen können.
Das wichtige Stichwort ist dabei „alle“. Denn: Obwohl theoretisch alle Zugriff auf die Statistiken haben, war kaum eines dieser PDF-Dokumente 2017 für alle zugänglich.
Herbert Ebenwaldner ist Mitarbeiter bei der IT-Abteilung der Bundesanstalt Statistik Austria. Er kam 2017 bei einem Vortrag von axes4 das erste Mal mit dem Thema PDF-Barrierefreiheit in Berührung. Zurück bei Statistik Austria fing er an sich mehr mit dem Sachverhalt zu beschäftigen und zu recherchieren. Auf die Frage an seine Vorgesetzten wie man die Digitale Barrierefreiheit umsetzen könnte, erhielt er als Antwort aber nicht viel mehr als ein: „Ja, machen Sie mal.“ So wurde Herbert Ebenwaldner Leiter des Projekts „Digitale Barrierefreiheit in der Statistik Austria“ - und stand erst einmal vor der großen Herausforderung ohne viel Unterstützung und Rückhalt die Organisation von der Wichtigkeit des Themas zu überzeugen.
Dieses Feedback bekam Herbert Ebenwaldner in 2017 als er das Thema Digitale Barrierefreiheit ansprach:„Ja, machen Sie mal."
Mittel und Wege:
"Wer etwas will, findet Wege" - das hat schon der Dalai Lama gesagt.
Zunächst wurden Strategien und Ideen für die Umsetzung entwickelt. Der erste Schritt waren Weiterbildungsmaßnahmen. Das waren sowohl explizite Schulungsprogramme, als auch anfängliche Organisationsveranstaltungen, um grundsätzlich mehr Bewusstsein für die Wichtigkeit für Barrierefreiheit bei den Vorgesetzten und Kolleg*innen zu schaffen.
Neben diesen Möglichkeiten zur Weiterbildung waren für die Umsetzung bestimmte Änderungen in der Arbeit mit Microsoft Word wichtig. Zum einen wurde eine Wordvorlage etabliert, die das Bundeskanzleramt allen Ministerien und ausgegliederten Stellen zur Verfügung stellt.
Zudem wird seither auch auf jedem neu aufgesetzten PC standardmäßig das Word-Add-In axesWord installiert. Die Entscheidung fiel auf axesWord und axesPDF. Mit axesWord wurden alle Kolleg*innen vertraut gemacht, weil die Nachbearbeitung am PDF-Dokument gegen Null geht und sich ganz einfach in den Workflow integrieren lässt. Eine Lizenz für axesPDF erhielten einige ausgewählte, da sich mit der Software zum Beispiel komplexere Tabellen noch besser formatieren lassen. Und da Tabellen das Herzstück bei Datenerhebung ist, war das unumgänglich. Zusätzlich wurde allen Mitarbeiter*innen der PAC zur Verfügung gestellt. So können die Dokumente selbstständig auf PDF-Barrierefreiheit geprüft werden.
Ein Reformierungsschub hat es im Laufe der Zeit auch durch den immer größer werdenden Druck von außen gegeben. Herbert Ebenwaldner beschreibt, dass man das Umdenken auf Führungsebene vor allem durch gesetzliche Änderungen und Wünsche der Auftragsgeber beobachten konnte. Ein weiterer Grund waren die neuen Anforderungen eines wichtigen Kontrollgremiums, dem österreichischen Statistikrat. Herbert Ebenwaldners Bemühungen bekamen dadurch auch eine rechtliche Grundlage und mehr Dringlichkeit.
Ziel erreicht?
„Grundsätzlich sind wir noch mittendrin.“ Auch Herbert Ebenwaldner erkennt Digitale Barrierefreiheit als Prozess an, trotzdem konnte mittlerweile ein wichtiges und beeindruckendes Ziel erreicht werden. Bis auf wenige Ausnahmen sind seit dem 2. Quartal 2019 alle neuen PDF-Dokumente von Statistik Austria barrierefrei. Intern nehmen die Mitarbeiter*innen Digitale Barrierefreiheit meistens nicht mehr als Mehrbelastung wahr. Denn das Thema ist mittlerweile von Beginn an gut in den Workflow integriert. Die spezifische Herausforderung von komplexen Tabellen kann mittlerweile ebenfalls gut gemeistert werden. Bei Statistik Austria war es daher das Zusammenspiel aus äußeren Faktoren, sehr viel Eigeninitiative, den richtigen Tools und mehr Sensibilität, das schließlich zum Erfolg führte.
Der Use Case wurde an unserem axes4 Day in einem Vortrag von Herbert Ebenwaldner vorgestellt. Seine Powerpoint-Präsentation können Sie hier finden: axes4 Day 2022: Vorträge jetzt als barrierefreie PDFs verfügbar - 2022 - Posts - Blog - axes4.
Ein Kurz-Interview mit Herbert Ebenwaldner gibt es außerdem hier auf unserem Blog: Herbert Ebenwaldner, wie wird digitale Barrierefreiheit bei Statistik Austria gelebt? - 2022 - Posts - Blog - axes4