5 Symbole, die jeweils ein Fundamental der PDF-Barrierefreiheit darstellen, sind kreisförmig um das Symbol "digitale Barrierefreiheit" gereiht.

Bühne frei für - die „Fundamentals“ der PDF-Barrierefreiheit

geschrieben von
Lisa Huber
veröffentlicht

Auf dem Blog wurden alle "Fundamentals der PDF-Barrierefreiheit" detailliert erklärt. Hier gibt es eine Zusammenfassung der wichtigsten Informationen zu den Basisanforderungen, die für alle barrierefreien PDF-Dokumente gelten.

Worauf zielen die Fundamentals ab?

Bei blinden Menschen oder Menschen mit Sehbehinderung kommen beim Lesen von PDF-Dokumenten oftmals assistive Technologien (z.B. Screenreader) zum Einsatz. Dass es diese Technologien mittlerweile gibt, war für viele ein riesiger Fortschritt. Allerdings benötigt diese Software, wie alle anderen auch, sehr klare Anweisungen, um richtig arbeiten zu können. Die Fundamentals zielen zunächst darauf ab, der Software den Zugang auf Informationen zu ermöglichen. Erst wenn diese Voraussetzungen im Dokument gegeben sind, können Menschen auch von der Software profitieren.

Voraussetzung 1: Syntax oder auch die „technischen Grundregeln“

Die erste fundamentale Voraussetzung findet eigentlich erst einmal unabhängig von der Barrierefreiheit statt. Wenn man so möchte, ist es der "Schritt davor". Wie hinter jeder Website, steht auch hinter jedem PDF eine bestimmte Syntaxstruktur, die für die meisten zunächst nicht offensichtlich ist und den Regeln einer Programmiersprache folgt. Man spricht hier auch von einem sogenannten Strukturbaum. Dieser besteht bei PDF-Dokumenten aus „Tags“. Jeder Tag entspricht einem Bestandteil in einem Dokument, etwa ein Textabsatz, eine Grafik oder eine Tabelle. (Wer mehr über Tags erfahren möchte: "Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar" - Tags in barrierefreien Dokumenten - 2023 - Posts - Blog - axes4)

Voraussetzung 2: Maschinenlesbarer Textinhalt 

Wird etwas von Sehenden als „Text“ wahrgenommen, muss dieser auch blinden und sehbehinderten Personen zugänglich gemacht werden. In der Praxis bedeutet das: Die „richtige“ natürliche Sprache muss eingestellt sein und alle Zeichen müssen eine Entsprechung im Unicode-Standard haben, die der Screenreader erkennen kann. Auch wenn etwas nur nach einem Textelement aussieht, sich aber nicht als solches taggen lässt, braucht es an dieser Stelle einen Alternativtext. Das ist zum Beispiel häufig bei Abbildungen (etwa einer Sprechblase mit einer Aussage oder einer Mindmap) der Fall.  

Voraussetzung 3: Unterscheidung von relevantem Inhalt und Artefakten 

Nicht jedes Element eines Dokuments ist unbedingt relevant, um den Inhalt nachvollziehen zu können. Damit wären etwa eine grüneingefärbte Ecke oder der Schatten eines Windrads gemeint, der sich auf jeder Seite des Dokumentenlayouts wiederfindet, aber nicht unbedingt viel  Aussagekraft besitzt. Auch Hervorhebungen oder bestimmte Bestandteile von Tabellen sind manchmal rein dekorativ. Diese Elemente werden als „Artefakte“ (englisch: artifacts) bezeichnet. Die Entscheidung, ob etwas nur ein „Artifact“ ist oder beispielsweise eine „Figure“ (und damit einen Alternativtext benötigt) ist im Einzelfall gar nicht so einfach. Die Unterscheidung ist aber eine wichtige Voraussetzung für PDF-Barrierefreiheit.

Voraussetzung 4: Logische Reihenfolge des Inhalts

In Bezug auf assistive Technologien wie Screenreader könnte man die „logische Reihenfolge“ auch mit „Vorlese-Reihenfolge“ übersetzen. Der Screenreader orientiert sich daran, wie im Strukturbaum bestimmte Elemente angeordnet sind. In dieser Reihenfolge werden die Bestandteile des Dokuments dann wiedergegeben. Es sollte beim Taggen darauf geachtet werden, der Lesereihenfolge, die vom Autor intendiert wurde, möglichst nahzukommen. Das beginnt bereits damit, dass der Screenreader als erstes den Titel vorliest und nicht zuerst den zweitletzten Absatz auf der ersten Seite. 

Voraussetzung 5: Angemessene Semantik

Eng mit der logischen Reihenfolge und der Syntax hängt auch die letzte Voraussetzung zusammen. Denn diese kann nur gewährleistet werden, wenn allen Elementen im Dokument im Strukturbaum die korrekten semantischen Bezeichnungen zugewiesen wurden. Das klingt komplizierter als es eigentlich ist. Jedes Element im PDF spielt eine bestimmte Rolle. Die Bezeichnung muss dieser Rolle und Hauptfunktion der Rolle möglichst nahekommen.

Ein Beispiel: Eine Überschrift besteht aus Text und ist damit erst einmal ein Text-Element. Ein <text> wäre hierbei eine semantische Rollenbezeichnung. Die Hauptfunktion besteht allerdings darin den Text zu strukturieren und dem Lesenden eine bessere Orientierung zu bieten. Daher ist die übergeordnete Rollenbezeichnung in diesem Fall eine <h1>. Ein Überschriften-Tag ist damit die korrekte semantische Bezeichnung. Den Haupttitel als Zwischenüberschrift zu taggen, wäre jedoch nicht angemessen. Auch die Überschrift nicht als Überschrift, sondern als Textelement zu taggen, würde der Rolle nicht gerecht werden. Letztendlich geht es also darum, die Hauptfunktion der einzelnen Elemente im Dokument zu erkennen und angemessen zu kennzeichnen. 

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