Wie politisch ist digitale Barrierefreiheit? Die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg als Vorbild
Die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg ist die zentrale überparteiliche staatliche Einrichtung für die politische Bildung in Baden-Württemberg. Prof. Dr. Reinhold Weber findet, digitale Barrierefreiheit ist politisch. Mehr noch: Als ein Bestandteil von Inklusion ist sie sogar eine originäre Aufgabe der politischen Bildung. Wie setzt die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg digitale Barrierefreiheit um?
Die Motivation der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg für digitale Barrierefreiheit
Mehr als 12 Millionen Mal wurde im Jahr 2023 auf das Online-Angebot der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg (LPB) zugegriffen. Der Internet-Auftritt ist in mehr als 30 eigenständige Portale aufgeteilt, in denen vielfältige Inhalte zur Verfügung stehen. Die LPB hat es sich zur Aufgabe gemacht, dieses Angebot barrierefrei umzusetzen – mit Erfolg. Inzwischen sind alle Portale des Online-Auftritts so umgestaltet, dass sie den gesetzlichen Vorgaben der Barrierefreiheit entsprechen.
Wir haben mit Prof. Dr. Reinhold Weber gesprochen. Er ist stellvertretender Direktor der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg. Er erklärt uns, dass es zwar zum einen die rechtlichen Verpflichtungen gibt, die bestimmen, dass die Inhalte der Webseite sowie die PDF-Dokumente barrierefrei sein müssen, doch dass bei der LPB viel mehr dahintersteckt: Inklusion als Selbstverständnis. Prof. Dr. Weber formuliert das so: „Das Thema Inklusion ist uns wichtig, weil es viele gesellschaftliche Aspekte beinhaltet und es eine originäre Aufgabe der politischen Bildung ist. Das Internet ist für viele Menschen das Tor zur Welt. Barrierefreies Internet ist für alle Menschen gedacht. So lautet die einfache Formel für Barrierefreiheit im Internet.“
Der Weg zu barrierefreien Dokumenten
Bei der Gestaltung der Publikationen, die auf der Webseite der LPB veröffentlicht werden, wirken diverse Grafikbüros und Mediengestaltende mit. Die Expertise, die Dokumente barrierefrei zu erstellen, haben dabei noch nicht alle. Deswegen hat sich die LPB dazu entschieden, den Prozess, neue und bestehende Dokument barrierefrei zu machen, extern auszulagern. Dadurch ist eine gut funktionierende Partnerschaft zwischen der LPB und axes4 entstanden. „Die Prozesse sind dann eingespielt und man kann sich aufeinander verlassen“, bestätigt auch Prof. Dr. Weber.
Ein Projekt, dass axes4 final für die LPB barrierefrei gemacht hat, ist beispielsweise die Grundrechtefibel. Zehntausende Schülerinnen und Schüler aus allen Jahrgängen der Grundschulen arbeiten gemeinsam mit ihren Lehrkräften mit der Grundrechtefibel, die auf anschauliche Art und Weise Kindern die Grundrechte näherbringt. Spannende und lebensnahe Geschichten zeigen die Grundrechte und deren Bedeutung für das eigene Leben. Auch in Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren in Baden-Württemberg werden die Themen Menschenwürde, Freiheit, Gleichheit sowie Gerechtigkeit, Gemeinwohl und politische Beteiligung als zentrale Themen der Grundrechte mithilfe der Grundrechtefibel altersgerecht und spielerisch vermittelt.
Die Grundrechtefibel mitsamt der Begleitmaterialien umfasst mehrere hundert Seiten – dafür wurden unter anderem zahlreiche Alternativtexte formuliert und die Inhalte in eine semantisch korrekte und logische Reihenfolge gebracht, damit alle Kinder, Jugendliche und Lehrkräfte Zugang zu den essenziellen Informationen haben, die die Grundrechtefibel schon im frühen Alter vermittelt. Da die Dokumente barrierefrei sind, können die Inhalte auf sämtlichen Wegen wiedergegeben werden. Das bedeutet: Egal, ob blinde Kinder die Informationen per Screenreader erhalten oder sehbehinderte Lehrkräfte die Inhalte per Braillezeile erfassen möchten - barrierefreie Dokument schließen alle mit ein. So kann auch die Großmutter mit der Zoomfunktion und der farbenblinde Vater mit speziellen assistiven Technologien die Texte lesen und die Bilder anforderungsgerecht anzeigen lassen. Digitale Barrierefreiheit ist für alle da.
Die Außenwirkung
Positive Resonanz gibt es von vielen Seiten – Verbände und Einrichtungen, die mit Menschen mit Behinderungen arbeiten, befürworten die Anstrengungen für digitale Barrierefreiheit der LPB natürlich sehr. Außerdem arbeitet die LPB viel und konstruktiv mit der Beauftragten der Landesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen in Baden-Württemberg zusammen, die dieses Vorhaben sehr stärkt.
Fazit
„Gesetzliche Vorgabe und Selbstverpflichtung zugleich“, so beschreibt Prof. Dr. Weber die Beweggründe für die Bemühungen rund um die digitale Barrierefreiheit. Gut funktionierende Prozesse sind dabei die Grundvoraussetzung für eine effektive Umsetzung. Der Schritt, die Dokumente barrierefrei zu machen, kann dabei ganz einfach ausgelagert werden – so wie es die LPB macht. Denn: Inklusion soll Spaß machen. So sieht es auch die LPB, für die der Inklusionsgedanke sogar eine Art Kompass ist. Denn wie auch in der barrierefreien Grundrechtefibel anschaulich demonstriert ist: Gerechtigkeit ist ein Grundrecht. Und Inklusion schafft Gerechtigkeit. Prof. Dr. Weber findet, dass dieser Gedanke sogar der Kompass für die gesamte Gesellschaft sein sollte. „Und bis zur vollen und gleichberechtigten Teilhabe von Menschen mit Behinderungen haben wir als Gesellschaft leider noch einiges zu tun.“ Er könnte es nicht passender auf den Punkt bringen.
Wir danken der LPB für die wunderbare Zusammenarbeit und für ihre Bemühungen, eine inklusivere Welt zu erschaffen.
Weitere interessante Links
Für alle, die die Neugier gepackt hat! Hier geht's zur Grundrechtefibel: Grundrechtefibel: Voll in Ordnung – unsere Grundrechte (grundrechte-fibel.de)
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