Josephine Schwebler, wie setzt die Telekom MMS die PDF-Barrierefreiheit Schritt für Schritt um und wie kam es dazu?
Josephine Schwebler wird uns im März am axes4 Day berichten, wie sich privatwirtschaftliche Unternehmen auf das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) vorbereiten können. Wir haben sie vorab schonmal gefragt, wie sie das Thema PDF-Barrierefreiheit bei der Telekom MMS angegangen sind.
Welches sind die konkreten Aufhänger, dass sich eine privatwirtschaftliche Organisation mit Dokumentbarrierefreiheit auseinandersetzt und beginnt, diese umzusetzen?
Die Telekom und wir, die Tochtergesellschaft Telekom MMS, haben mehrere Gründe dafür, barrierefreie Dokumente zu erstellen.
Als Kompetenzzentrum sind wir spezialisiert auf digitale Barrierefreiheit und Software-Ergonomie. Unser Team besteht aus über 45 Expert*innen und mehr als 200 Tester*innen. Wir wollen unsere Dokumente so gestalten, dass sie möglichst alle Menschen barrierefrei nutzen können. Dies gilt sowohl für interne als auch für externe Zwecke. Unsere Kund*innen kommen aus dem öffentlichen Sektor sowie aus der Privatwirtschaft. Was wir für sie tun – erstellen, beraten, testen – möchten wir auch bei unseren eigenen Dokumenten anwenden.
Außerdem gibt es neben den aktuellen Richtlinien für Barrierefreiheit am Arbeitsplatz eine neue gesetzliche Vorgabe. Diese stammt aus dem BFSG(V) und erfordert, dass Unternehmen bestimmte Dokumente für Verbraucher*innen barrierefrei machen müssen. Dazu gehören auch PDFs. Daher muss die Telekom künftig alle diese Dokumente barrierefrei gestalten und anbieten.
Die Telekom (MMS) hat eine Spezialabteilung für digitale Barrierefreiheit: Würde es nicht genügen, diese Abteilung das Problem lösen zu lassen?
Wir haben viel Erfahrung, und wissen als Expert*innen, dass echte Dokument-Barrierefreiheit von Anfang an wichtig ist. Sie muss dort anfangen, wo die Menschen die Dokumente erstellen. Es reicht nicht aus, dass Dokumente nur technisch zugänglich sind. Sie müssen auch inhaltlich und gestalterisch barrierefrei sein. Nur so erfüllen sie die gesetzlichen Anforderungen.
Die Verantwortung für Barrierefreiheit kann nicht nur einer Spezialabteilung überlassen werden. Das ist auf Dauer weder nachhaltig noch effizient. Bestimmte Barrieren und Hürden entstehen oft schon in den ersten Zeilen eines Dokuments. Diese später zu entfernen, kostet viel Zeit und erfordert aufwändige Abstimmungen zwischen Abteilungen.
Wir wissen, dass die Telekom axesWord auf Initiative einer Abteilung angeschafft hat. Welche Dokumente packt ihr aus welchem Grund als erstes an?
Wir erstellen als Kompetenzzentrum für digitale Barrierefreiheit und Software-Ergonomie unsere eigenen Dokumente. Zusätzlich helfen wir dem Telekom-Konzern bei der Analyse des Ist-Zustandes und begleiten als Expert*innen den Weg zu barrierefreien Dokumenten. Dabei schauen wir, welche Dokumente jetzt und später gesetzlich barrierefrei sein müssen. Besonders wichtig sind im ersten Schritt die Dokumente, die Kund*innen beim Abschluss von Telekommunikationsdiensten erhalten. Dazu gehören Vertragsinformationen, Tarifkonditionen und viele weitere Dokumente.
Jetzt seid ihr selbst ja auch Berater für digitale Barrierefreiheit: Wie stark ist das Thema BFSG bereits bei euren privatwirtschaftlichen Kunden angekommen?
Seit einiger Zeit bekommen wir verstärkt Anfragen aus der Privatwirtschaft. Diese kommen besonders von Unternehmen, die Produkte und Dienstleistungen anbieten, die von der BFSG betroffen sind.
Das Gesetz hat die gewünschte Wirkung: Was früher freiwillig war, wird jetzt vorgeschrieben.
Manche Unternehmen haben schon eine Basis, auf der sie aufbauen können. Anderen helfen wir mit Schulungen und Coachings, um Wissen aufzubauen. Wir machen auch Barrierefreiheitstests, um den aktuellen Stand zu prüfen. Wir geben konkrete Empfehlungen oder beraten während der Entwicklung, um die Umsetzung zu begleiten.